Donnerstag, 5. April 2007

Milchmutter

Heute war wieder einer dieser Tage … Ich hatte es so schön geplant. A hat Urlaub, ich musste in die Innenstadt, um dort an der Uni meine zwei Stunden “Fernarbeit” zu leisten. Sonst ist das ja immer megakompliziert, und unser kleiner Wutz mutiert zu einem Staffelhölzchen mit fliegender Übergabe.

So ist es sonst, minutiös durchgeplant: Um 16:00 muss ich bei der Arbeit sein, d.h. ich verlasse mit dem Wutz um ca. 14:30 die Wohnung. Äh ja, also d.h. wir verlassen dann meist um ca. 14:50 die Wohnung. Dann müssen wir uns aber auch sputen. Denn ich möchte mir ja noch eine MoPo und einen Stern für die Fahrt kaufen. Wenn ich Glück habe, dann schläft er unterwegs im Kinderwagen ein. Äh ja, also d.h. meist schläft er nicht im Kinderwagen unterwegs ein. Mein Zeitplan geht auch nur dann auf, wenn alle Fahrstühle an allen Bahnhöfen funktionieren. Im Idealfall kommen wir also um 15:50 an der Law School an, Wutz sollte schlafen. Manchmal tut er das dann ja auch. Dann fang ich fix an zu arbeiten, um 16:30 weck ich dann den Wutz, wenn er nicht schon wach ist (meist ist er schon wach…). Dann still ich ihn. Bis A kommt, der morgens natürlich auch an den Autositz hat denken müssen (da denkt er aber immer dran …). A holt also das Staffelhölzchen frisch gestillt aus meinem Büro und fährt mit ihm nach Hause. Ich muss dann immer erst einmal die Sehnsucht nach meinem kleinen Schatzilein überwinden und schleunigst weiter arbeiten. Um 18:00 mach ich mich dann auch auf den Weg nach Haus, kauf mir unterwegs noch etwas zum Abendbrot ein und komme dann mit Betontitten ganz viel Milch nach Hause. Dann brauch ich entweder ganz dringend den Wutz oder eben Nelson.

Das ist Nelson:

Zu Nelson führen zwei dünne Schläuche. Diese verbindet man dann mit Nelsons Ohren (damit kann man auch die Außerirdischen im fernen Weltall Frühlingslieder singen hören …).

Das sind Nelsons Ohren:

Nelsons Ohren presst man auf die Betontitten mütterlichen Brüste, dann wird erst einmal mit ganz leichter Saugkraft (mhpfschschsch) der Milchfluss angeregt, und dann geht die Luzie sozusagen ab. Hossa! Die Milch fließt und so.

Von Nelsons Ohr in die Flasche:

Nelson ist schon eine tolle Erfindung. Die vollen Flaschis kann man dann entweder bei Bedarf direkt in das Kind entleeren, aber das würde ja nicht soviel Sinn machen, denn dann könnte man die Betontitten mütterliche Milch ja auch ohne Umwege in das Kind tun. Nein. Viel besser: Die Milch füllt man dann sorgsam in kleine Muttermilchtiefkühlbeutel, diese werden mit Datum und Mengenangabe beschriftet und eingefroren, damit beim nächsten Staffelhölzchenkampftag dann auch was zum Verfüttern da ist.

So soll das also sein, und so sehen meine Donnerstage sonst halt aus.

Nun ist aber A ja im Urlaub. Und ich hab mir das so schön vorgestellt. Wir haben ausgeschlafen, will heißen, dass der Wutz uns so gegen halb acht geweckt hat. Dann hab ich ihn bis ca. acht gestillt, hab mich geduscht, hab noch ein wenig mein Ebay angeschaut, hab meine “Frisur” trocknen lassen usw. So gegen neun war ich dann in der Lage, das Haus zu verlassen, hab noch eine Ladung Wäsche in den Keller gebracht, die Waschmaschine gestartet. So gegen viertel nach neun und ca. 150 m vom Haus entfernt, fiel mir ein, dass ich mein Notebook zu Hause vergessen habe. Kehrt marsch. Notebook eingesteckt. Dann ohne meinen Wutz, ohne mein Staffelhölzchen auf schnellstem Wege zur S-Bahn. Fahrt ohne krähenden Wutz sehr genossen. Um kurz nach zehn war ich bei der Arbeit, allmählich merkte ich dann, dass das arme kleine Kerlchen ja schon seit zwei Stunden nicht mehr an meinen armen beiden großen Kerlchen zugange gewesen ist. Kacke. Ey. Um 10:30 breitete sich der erste nasse Fleck auf meinem Shirt aus, trotz Stilleinlage. 10:40 A angerufen und ihm verkündet, dass wir das mit dem Staffelhölzchen dann gegen 12:00 (Feierabend) also diesmal umgekehrt machen müssen … 11:00 der nasse Fleck auf der rechten Seite meines Shirts ist fast getrocknet, ich soll zu meinem Chef hochgehen. Ich stehe auf, bemerke auf der gesamten linken Seite ein heftiges Nässegefühl. Alles nass. Mit meiner Kollegin hab ich dann also ein neues System entwickelt, wie man Halstücher und leicht durchnässte Strickjacken an vollkommen durchnässten Shirts so festklammert, dass man gar nix nasses sieht (und ich dachte schon, es sei peinlich, dass mein Chef am letzten Donnerstag eine Stilleinlage auf meinem Tisch hat liegen sehen …). Ebenfalls dachte ich, dass meine Brüste ansonsten Donnerstag abends sehr hart, sehr voll und sehr schmerzhaft sind. OK, ich lerne neue Dimensionen kennen. Ich bin eine mütterliche Lara Croft oder wie die heißt. 11:30: überall ist Milch.

12:15: A kommt mit dem umgekehrten Staffelhölzchen. Selten war ich so erleichtert. Wutz ist fröhlich, A etwas genervt, ich reiße mir mein Shirt hoch. Die Milch beginnt aus lauter Vorfreude schon einmal mehr zu sprudeln. Wutz schaut sich fröhlich im Raum um, schäkert mit meiner Kollegin, versucht, meine Tastatur zu essen, grinst mich an, wackelt mit dem Kopf, macht lustige Geräusche. WUTZ HAT KEINEN HUNGER!!!! Argh!!!!!!!!!! Das ist ganz gemein.

Wir sind sehr schnell nach Hause gefahren, wir haben keinen Umweg gemacht, alles doof. Nelson - die tolle Milchpumpe - mein Held.

Ich hab ziemlich viel Milch abgepumpt.

Und als dann alle Flaschen voll waren, hatte unser Staffelhölzchen dann auch wieder Hunger. Ja. So war das heute :-)

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