"Das wird wohl nichts mit dem Stillen."
"Der kleine Kerl hat keine Lust zum Saugen."
"Der saugt ja gar nicht richtig, der nuckelt nur."
"Er hat eine Saugschwäche."
"Wenn Sie den so anlegen, dann wird das auch nichts, so kann das ja gar nicht gehen, wer hat Ihnen denn das so gezeigt?"
Wir hatten uns das Krankenhaus, in dem unser Sohn zur Welt kommen sollte, aus verschiedenen Gründen ausgesucht. Der wichtigste Grund war natürlich, dass meine Hebamme dort Beleghebamme ist. Aber auch die Tatsache, dass das Krankenhaus zahlreiche Laktationsberaterinnen hat und als zertifiziert stillfreundlich gilt, hat unsere Entscheidung erleichtert.
Am ersten Tag nach der Geburt wurde mein kleiner Knilch von einer der Schwestern zum Wickeln geholt und zurückgebracht mit den Worten "Wir haben ihm auch gleich mal Dextrose gegeben." Ich war noch ein wenig gebärbesoffen, darum ist es in mein Bewusstsein nicht so vorgedrungen. Gewundert hat mich dann aber, dass der kleine Kerl insgesamt am ersten Tag nicht so richtig saugfreudig war. Die Ohren haben gar nicht gewackelt, er hat nicht richtig geschluckt, die Schwestern waren auch ganz unzufrieden. Ich hab es im Liegen versucht, wie die eine Schwester es mir zeigte. Wenn dann die nächste Schwester im Einsatz war, fand das gar nicht ihr Einverständnis, dann sollte ich in die Fußballerposition wechseln, weil das im Liegen ja nie was wird, etc pipapo :-) Und immer wieder kam die nette Dextrose zum Einsatz.
Nacht 1 und Nacht 2 hab ich noch hinter mich gebracht. Nacht 3 geriet zu meiner persönlichen Horrornacht. Ich sollte wegen der ganzen Schwierigkeiten den Wutz nur im Stillzimmer stillen, damit "man das mal beobachten kann". OK, hab ich also den Wutz in seinen Wagen getan und bin mit ihm zum Stillzimmer gewagelt und gequietscht. Wutz gestillt. Stundenlang. Kein Ohrengewackel, kein klickendes Schluckgeräusch. Wutz zum Wackeln und Klicken animiert. Stundenlang. Wutz eingeschlafen. Mama irgendwie auch etwas erledigt. Wutz wieder in seinen Wagen gelegt, zurück zum Zimmer. Pünktlich an der Zimmertür fing er dann an, die Station zusammenzubrüllen. Wutz wieder ins Stillzimmer gebracht. Das ging bis drei Uhr nachts, meine körperliche und seelische Stillbereitschaft war dann auch irgendwie auf ihrem Nullpunkt angelangt.
Aber meine vermeintliche Rettung nahte. Die Nachtschwester mit den Sätzen "Der saugt halt nicht, der nuckelt nur, das wird so nichts. Der braucht jetzt erst mal ein Fläschchen." Und sie holte meinen ersten Nelson, meine erste Milchpumpe. Wohlgemerkt, das war auch der Tag meines Milcheinschusses. Und der Wutz saugte ja nicht, der nuckelte ja nur. Ich war also kurz vorm Platzen und hätte - wäre noch etwas Kraft übrig gewesen - gerne so gebrüllt, wie man das so liest von den Kühen, die ungemolken im Stall stehen. Da war die Milchpumpe meine Erlösung. Und der Wutz kriegte sein erstes Fertigfutter. Weil: "Sie haben da ja auch noch nicht so viel Milch."
Ein Teufelskreis.
OK, aber in dieser Nacht war die Pumpe also eine Erlösung, und das ging auch noch einige Zeit so weiter. Wir kamen nach Hause, der Wutz und ich. Und wir hatten eine Leihmilchpumpe. Aber weil der Wutz ja nicht saugte, sondern nur nuckelte, und ich ja "auch nicht so richtig viel Milch" hatte, hatten wir dann auch die Pulver-Rühr-Pre-Milch.
Fortan sahen unsere Nächte so aus: Der Wutz, der Papa, die Mama lagen und schliefen. Der Wutz erwachte. Der Papa rührte Milch, schüttelte Fläschchen, erwärmte Fläschchen, die Mama ging pumpen. Wutz füttern, Milch pumpen, langsam wieder schlafen gehen. Da ging schon mal eine Stunde - oder auch zwei - drüber ins Land. Und das passierte dann jede Nacht im Zwei-Stunden-Takt. Ich lag oft genug verzweifelt da und fand das alles gar nicht wirklich richtig schön.
So kriegte er ganz am Anfang eher mehr Kunstmilch als Muttermilch.
Ebenfalls oft genug wollte ich nur noch abstillen und fortan Fläschchenmama werden.
Aber zum einen war mir das ja sehr wichtig mit dem Stillen, zum anderen bin ich einfach stinkefaul und megabequem. Und ich hatte schnell raus, dass das mit den Fläschchen prinzipiell viel umständlicher und anstrengender ist als das Zücken der Mutterbrust und das darauf folgende Offerieren der stets wohltemperierten Muttermilch.
Also hab ich die Milchproduktion angekurbelt, literweise Stilltee in mich reingesoffen, Milchpumpe und Wutz angelegt und angelegt. Und es wurde besser. Es gab immer mehr Muttermilch und immer weniger Kunstmilch.
Sehr stolz war ich, als wir nur noch abends ein Fläschchen Kunstmilch gaben, dies auch eher aus entspannungstechnischen Gründen, damit ich mal ausruhen konnte. Der Wutz war nämlich ein kleiner Cluster-Feeder.
Noch stolzer war ich, als der Wutz dann beschloss, dass Fläschchen eigentlich nicht wirklich nach seinem Geschmack seien. Von da an war der Wutz ein vollgestilltes Kind. Mit wackelnden Ohren und klickendem Schluckgeräusch.
Nur der Soor hat uns noch einmal das Leben schwer gemacht. Der Kinderarzt erklärte ihn einfach für nicht vorhanden ("Das Kind hat keinen Soor, und mit Brüsten kenne ich mich nicht aus."). Im Krankenhaus (Stillambulanz) gaben sie mir eine Pilzsalbe, die ich vor dem Stillen auf die Brüste auftragen sollte. Die aber laut Beipackzettel keinesfalls auf die Mundschleimhäute des Wutzes gelangen durfte. Aber immerhin: Wir haben so unsere jetzige sehr kompetente Kinderärztin gefunden.
Und nun hab ich ein halbjähriges vollgestilltes Kind, das von ursprünglich 2.960 g auf knappe 7.800 g geupgradet ist.
Ich möchte mal sagen: ICH BIN SAUSTOLZ AUF MICH!!!
"Der kleine Kerl hat keine Lust zum Saugen."
"Der saugt ja gar nicht richtig, der nuckelt nur."
"Er hat eine Saugschwäche."
"Wenn Sie den so anlegen, dann wird das auch nichts, so kann das ja gar nicht gehen, wer hat Ihnen denn das so gezeigt?"
Wir hatten uns das Krankenhaus, in dem unser Sohn zur Welt kommen sollte, aus verschiedenen Gründen ausgesucht. Der wichtigste Grund war natürlich, dass meine Hebamme dort Beleghebamme ist. Aber auch die Tatsache, dass das Krankenhaus zahlreiche Laktationsberaterinnen hat und als zertifiziert stillfreundlich gilt, hat unsere Entscheidung erleichtert.
Am ersten Tag nach der Geburt wurde mein kleiner Knilch von einer der Schwestern zum Wickeln geholt und zurückgebracht mit den Worten "Wir haben ihm auch gleich mal Dextrose gegeben." Ich war noch ein wenig gebärbesoffen, darum ist es in mein Bewusstsein nicht so vorgedrungen. Gewundert hat mich dann aber, dass der kleine Kerl insgesamt am ersten Tag nicht so richtig saugfreudig war. Die Ohren haben gar nicht gewackelt, er hat nicht richtig geschluckt, die Schwestern waren auch ganz unzufrieden. Ich hab es im Liegen versucht, wie die eine Schwester es mir zeigte. Wenn dann die nächste Schwester im Einsatz war, fand das gar nicht ihr Einverständnis, dann sollte ich in die Fußballerposition wechseln, weil das im Liegen ja nie was wird, etc pipapo :-) Und immer wieder kam die nette Dextrose zum Einsatz.
Nacht 1 und Nacht 2 hab ich noch hinter mich gebracht. Nacht 3 geriet zu meiner persönlichen Horrornacht. Ich sollte wegen der ganzen Schwierigkeiten den Wutz nur im Stillzimmer stillen, damit "man das mal beobachten kann". OK, hab ich also den Wutz in seinen Wagen getan und bin mit ihm zum Stillzimmer gewagelt und gequietscht. Wutz gestillt. Stundenlang. Kein Ohrengewackel, kein klickendes Schluckgeräusch. Wutz zum Wackeln und Klicken animiert. Stundenlang. Wutz eingeschlafen. Mama irgendwie auch etwas erledigt. Wutz wieder in seinen Wagen gelegt, zurück zum Zimmer. Pünktlich an der Zimmertür fing er dann an, die Station zusammenzubrüllen. Wutz wieder ins Stillzimmer gebracht. Das ging bis drei Uhr nachts, meine körperliche und seelische Stillbereitschaft war dann auch irgendwie auf ihrem Nullpunkt angelangt.
Aber meine vermeintliche Rettung nahte. Die Nachtschwester mit den Sätzen "Der saugt halt nicht, der nuckelt nur, das wird so nichts. Der braucht jetzt erst mal ein Fläschchen." Und sie holte meinen ersten Nelson, meine erste Milchpumpe. Wohlgemerkt, das war auch der Tag meines Milcheinschusses. Und der Wutz saugte ja nicht, der nuckelte ja nur. Ich war also kurz vorm Platzen und hätte - wäre noch etwas Kraft übrig gewesen - gerne so gebrüllt, wie man das so liest von den Kühen, die ungemolken im Stall stehen. Da war die Milchpumpe meine Erlösung. Und der Wutz kriegte sein erstes Fertigfutter. Weil: "Sie haben da ja auch noch nicht so viel Milch."
Ein Teufelskreis.
OK, aber in dieser Nacht war die Pumpe also eine Erlösung, und das ging auch noch einige Zeit so weiter. Wir kamen nach Hause, der Wutz und ich. Und wir hatten eine Leihmilchpumpe. Aber weil der Wutz ja nicht saugte, sondern nur nuckelte, und ich ja "auch nicht so richtig viel Milch" hatte, hatten wir dann auch die Pulver-Rühr-Pre-Milch.
Fortan sahen unsere Nächte so aus: Der Wutz, der Papa, die Mama lagen und schliefen. Der Wutz erwachte. Der Papa rührte Milch, schüttelte Fläschchen, erwärmte Fläschchen, die Mama ging pumpen. Wutz füttern, Milch pumpen, langsam wieder schlafen gehen. Da ging schon mal eine Stunde - oder auch zwei - drüber ins Land. Und das passierte dann jede Nacht im Zwei-Stunden-Takt. Ich lag oft genug verzweifelt da und fand das alles gar nicht wirklich richtig schön.
So kriegte er ganz am Anfang eher mehr Kunstmilch als Muttermilch.
Ebenfalls oft genug wollte ich nur noch abstillen und fortan Fläschchenmama werden.
Aber zum einen war mir das ja sehr wichtig mit dem Stillen, zum anderen bin ich einfach stinkefaul und megabequem. Und ich hatte schnell raus, dass das mit den Fläschchen prinzipiell viel umständlicher und anstrengender ist als das Zücken der Mutterbrust und das darauf folgende Offerieren der stets wohltemperierten Muttermilch.
Also hab ich die Milchproduktion angekurbelt, literweise Stilltee in mich reingesoffen, Milchpumpe und Wutz angelegt und angelegt. Und es wurde besser. Es gab immer mehr Muttermilch und immer weniger Kunstmilch.
Sehr stolz war ich, als wir nur noch abends ein Fläschchen Kunstmilch gaben, dies auch eher aus entspannungstechnischen Gründen, damit ich mal ausruhen konnte. Der Wutz war nämlich ein kleiner Cluster-Feeder.
Noch stolzer war ich, als der Wutz dann beschloss, dass Fläschchen eigentlich nicht wirklich nach seinem Geschmack seien. Von da an war der Wutz ein vollgestilltes Kind. Mit wackelnden Ohren und klickendem Schluckgeräusch.
Nur der Soor hat uns noch einmal das Leben schwer gemacht. Der Kinderarzt erklärte ihn einfach für nicht vorhanden ("Das Kind hat keinen Soor, und mit Brüsten kenne ich mich nicht aus."). Im Krankenhaus (Stillambulanz) gaben sie mir eine Pilzsalbe, die ich vor dem Stillen auf die Brüste auftragen sollte. Die aber laut Beipackzettel keinesfalls auf die Mundschleimhäute des Wutzes gelangen durfte. Aber immerhin: Wir haben so unsere jetzige sehr kompetente Kinderärztin gefunden.
Und nun hab ich ein halbjähriges vollgestilltes Kind, das von ursprünglich 2.960 g auf knappe 7.800 g geupgradet ist.
Ich möchte mal sagen: ICH BIN SAUSTOLZ AUF MICH!!!
7 Kommentare:
papa ist auch sehr stolz auf mama!!!
:)
Klingt irgendwie sehr vertraut, bis auf die Tatsache, daß man mir das Anlegen nicht richtig gezeigt hat und es für unnormal erklärt hat, daß Ben ein Cluster-feeder war. Also habe ich mich selber verrückt gemacht, sechs Wochen lang wollte ich abstillen, habe wie blöd abgepumpt und dann gesagt: "mir reichts, wenn es diese Woche nicht klappt, dann bekommt er eben Kunstmilch." Und siehe da: seitdem klappt es. Selbst die gelegentliche Flasche Plastikmilch konnte ich bald weglassen. Ich finde, man sollte auch gesagt bekommen, daß die Schwierigkeiten länger als zwei Wochen anhalten können. Immer muß man sich selber informieren.
Und kein Wunder, wenn die Kleinen das ablehnen, die schmeckt einfach nur abscheulich: wie in Wasser aufgelöstes Eßpapier.
Du kannst auch stolz auf dich sein. Ich bin es auch auf mich ;-)
Die Krankenschwestern erinnern mich doch stark an die Drachen in meiner Entbindungsklinik... Clara verschlief die ersten Tage fast komplett und trank dementsprechend kaum, die Schwestern versuchten vergeblich, mir ein unweckbares Kind anzupropfen, jede meinte was anderes und daher wurde ich von allen Schwestern zusammengestaucht...
Aber schön, daß das Stillen doch noch geklappt hat!
:-))
Du kannst wirklich sehr stolz auf dich bzw. euch sein. Ich habe ja mitbekommen, wie ihr euch das erarbeitet habt oder besser gesagt du so ein Wahnsinns-Durchhaltevermögen gezeigt hast und der Wutz sich die Brust Stück für Stück zurückerobert hat...Lieben Gruss Schlumpfine
Danke für Deinen Eintrag auf unserem Blog. Herzlich willkommen!
Ja, stillen zu können ist toll! Bei uns hatte es zum Glück von Anfang an geklappt. Ich bewundere Dein Durchhaltevermögen und Deinen Willen, Dein Kind stillen zu wollen. In vielen Krankenhäusern wird vielen Müttern gleich gesagt, dass sie nicht stillen können. Schade, das! Denn es gibt doch nichts besseres für das Kind als Muttermilch. Und das Gewicht Deiner kleinen Maus sagt doch alles...
Ich wünsche Euch viel Erfolg bei de Einführung der Beikost. Lief doch gut an, was?
Ich freu mich über Eure schönen Kommentare!
Danke :-))
@Leanders Mami: Dein Blog gefällt mir so gut, ich verlink Dich einfach mal, OK?
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